Rückgabe von Māori-Gebeinen und mumifizierten Köpfen von Deutschland an Neuseeland

Seit 2003 setzt sich eine von der neuseeländischen Regierung finanzierte Initiative für die Rückführung von Körpern und Überresten der Māori und Moriori sowie kulturellen Artefakten nach Neuseeland ein. Diese wurden während der Kolonialzeit gestohlen oder unrechtmäßig verkauft und sind seitdem teilweise im Besitz internationaler Institutionen und Museen. Bis in die 1970er-Jahre wurde mit diesen des Weiteren noch von Sammlern als Raritäten oder wissenschaftliche Objekte gehandelt – viele der Schädel, die schließlich in internationalen Institutionen landeten, sind ursprünglich Diebesgut aus heiligen Grabstätten.

Bisher konnten die Überreste von 600 Vorfahren zurückgeführt werden, darunter 300 erhaltene Köpfe. Nicht alle Institutionen geben ihren Bestand bereitwillig zurück – das British Museum beispielsweise hält trotz Forderungen neuseeländischer Seite weiter an sieben konservierten, tätowierten Māori-Köpfen in ihrem Archiv fest.

Auch verschiedene deutsche Institutionen waren lange Zeit unrechtmäßig im Besitz solcher Artefakte und Überreste, diese wurden jedoch nun vor Kurzem an Neuseeland zurückgegeben. Im Rahmen eines neuseeländischen Programms reiste eine Delegation dafür durch Deutschland, dabei wurden die menschlichen Überreste von 95 Ureinwohnern von sechs deutschen Museen und Institutionen an Neuseeland zurückgegeben. 

Craig Hawke, der neuseeländische Botschafter in Deutschland, bezeichnet die Rückgabe als Zeichen einer reifen und engen Beziehung zwischen Deutschland und Neuseeland, die über eine traditionelle diplomatische Beziehung hinausgehe. 

Mehr noch als ein Zeichen einer starken bilateralen Beziehung jedoch ist die Rückgabe eine lang überfällige Verantwortung den Māori und Moriori gegenüber, deren Verbindung zu ihren Vorfahren einen hohen Stellenwert hat und die deren Vereinigung mit ihrem Land und ihrem Volk fordern. In einem Interview 2022 teilte Sir Pou Temara,  Vorsitzender des Beratungsgremiums des Repatriierungsprogramms, dem Guardian mit, dass die Vorfahren der Māori und Moriori keinen Frieden finden könnten, so lange sie fern von ihrer Heimat hinter Glas und in Tresoren liegen. Die Rückführungen senden somit ein weiteres, klares Signal: Wissenschaft und kulturelles Interesse dürfen sich niemals über Respekt stellen. Ehrliches Interesse und ein respektvoller, demütiger Umgang gegenüber anderen Kulturen gehen Hand in Hand – dies gilt für große Institutionen sowie für Einzelpersonen, die diesen Respekt in ihrem persönlichen Verhalten beim Bereisen fremder Länder und dem Kennenlernen neuer Kulturen präsentieren sollten. Das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen erfordert, dass jeder seinen Beitrag leistet, Neuem mit Neugierde und auf Augenhöhe begegnet, ohne in dieser Neugierde jegliche Ansprüche zu stellen.

NO/06-2023

Highschooljahr Neuseeland